Mein Arbeitsalltag und die Concordia-Projekte in Sofia

 Moin mal wieder, 

mittlerweile ist in Sofia der erste Schnee(-regen) gefallen und die Berge rund um Sofia, vor allem das Witoscha-Gebirge, sind schon ordentlich eingeschneit. Das ist der Grund, warum meine Mitfreiwillige und ich am kommenden Montag den ersten Ausflug ins benachbarte Gebirge unternehmen. Vorher sind wir irgendwie nie dazu gekommen, aber der Schnee schreit förmlich nach uns. 

Und wieder mal ist ein Monat wie im Fluge vergangen. Im Krisenzentrum hat sich seit dem auch einiges getan: Ein Mädchen hat uns nach schon mehr als eigentlich vorgesehenen sechs Monaten verlassen, und ein syrischer Geflüchteter ist neu ins Zentrum gekommen. Dabei muss gesagt werden, dass er eigentlich nicht den typischen Familienhintergrund hat, mit welchem die Kinder meistens ins Krisenzentrum kommen. Da er aber ohne seine Eltern in Sofia angekommen ist und es keine anderen Unterbringungsmöglichkeiten für ihn gab, wohnt er nun dort. Hauptsächlich bin ich aber mit den beiden Schwestern Vallah und Erika beschäftigt, mit denen ich jeden Tag spiele, spazieren gehe, male, Fernsehen gucke oder einfach nur rumtobe. Besonders der nahe gelegene Kiosk ist ein totales Highlight, dessen Mitarbeiterinnen uns jeden Tag zu Gesicht bekommen. Die Arbeit macht mir großen Spaß und ich gehe (fast) immer mit Vorfreude zur Arbeit. 

Leider gibt es aber auch nicht so gute Tage im Krisenzentrum (sonst hieße es ja nicht Krisenzentrum...). Ich muss mich noch sehr an die "besonderen" Umgangsformen der Kinder gewöhnen. Denn dass Gewalt in deren Alltag eine große Rolle spielt, musste ich auch manchmal ertragen. Der ein oder andere Tag war dann eine echte Herausforderung, für den Moment eher eine Überforderung, für welche ich dann oft ein paar Tage benötige, um das zu verarbeiten. 

Abgesehen davon haben wir nun auch endlich alle anderen Projekte von Concordia in Bulgarien besichtigen dürfen. Denn Mitte November war die Freiwilligenbeauftrage aus Wien, der Zentrale von Concordia, für ein paar Tage in Sofia, um sich alle Projekte mal anzuschauen und um uns zu treffen. Mit ihr haben wir dann alle Einrichtungen, die wir noch nicht gesehen haben, kennengelernt: Sei es ein Tageszentrum in der Nähe von einem der ärmsten Teile Sofias, oder eine ähnliche Einrichtung etwa eine Autostunde von Sofia entfernt auf dem Dorf. Dort haben wir dann auch mal ein sogenanntes "Mahala" gesehen. "Mahala" bedeutet eigentlich Nachbarschaft, mittlerweile wird dieser Begriff aber für Wohngebiete angewendet, in welchen die Ärmsten der Ärmsten leben. Meistens sind das Angehörige der Roma-Communities. Die "Häuser" in den Mahalas kann man eigentlich gar nicht so bezeichnen, vielmehr sind das Hütten aus allen Materialien, die man irgendwo findet und provisorisch zusammenbastelt. Auf etwa zehn Quadratmetern lebt dann oft eine siebenköpfige Familie, meist ohne permanente Strom- und Wasserversorgung. Für diese Mahalas leistet Concordia einen äußerst wichtigen Beitrag, indem sie etwa ein nahe gelegenes Sozialzentrum für die Bewohner eröffnen, oder sogenannte "Mobile Teams" in die Mahalas schicken, um die Menschen mit dem Wichtigsten, wenigstens vorübergehend, zu versorgen. Eindrücke, die natürlich sehr prägen. 

Mittlerweile haben wir schon den zweiten Dezember, und das Jahr neigt sich dem Ende zu. 

Ich wünsche allen eine frohe Adventszeit und nicht zuletzt ein Frohes Neues Jahr! 

Franz

                                Die berühmte Alexander-Newski-Kathedrale bei herrlichem Wetter 



                        Ein super Blick auf das eingeschneite Vitoscha-Gebirge südlich von Sofia 



                            Und: glückliche Kinder nach einem Einkauf im nahe gelegenen Kiosk


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